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Praxis für Physiotherapie

Silke Otterbach

Brügger-Therapie

Dr. Alois Brügger (Neurologe u. Psychiater aus der Schweiz) entwickelte die Lehre von den Funktionskrankheiten des Bewegungssystems. Hierbei beschrieb er die reflektorisch veränderte Arbeitsweise der Muskulatur des gesamten Bewegungsapparates zum Schutz des Organismus vor drohender Schädigung als Ursache unterschiedlichster Erkrankungen (= Funktionskrankheiten).

Besteht an einer beliebigen Stelle des Organismus ein Schaden, so werden von diesem Ort durch besondere Rezeptoren (= Melder des Nervensystems, kommen fast überall im Körper vor) Störungssignale an das zentrale Nervensystem (= Gehirn und Rückenmark) weitergeleitet. Als Reaktion auf diese Meldung, also zum Schutz des gemeldeten Schadens wird ein Schonprogramm organisiert, das auf alle Systeme des Organismus zugreifen kann und das Ziel verfolgt die vorhandene Störung weitgehend einzudämmen.

Dieses Schonprogramm kann bewirken, dass eine Bewegung, die einen bestehenden Schaden vergrößern würde, in ihrem Ablauf verändert wird. Dies kann sich zum Beispiel in einer Schonhaltung, Ausweichbewegung oder Schmerz auswirken. Dabei kann das reaktiv entstandene Schonprogramm ( also die veränderte oder schmerzhafte Bewegung) oft an einem ganz anderen Ort des Körpers auftreten als an der eigentlich verursachenden Schadenstelle.

Der Patient nimmt in der Regel das Schonprogramm in Form seiner aktuellen Beschwerden, aber nicht den Ort der eigentlichen Ursache wahr. Die häufigsten Schäden bei den Patienten sind Veränderungen der Muskulatur und des Sehnengewebes in Form von Verkürzungen und mechanischen Überlastungen, aber auch Zerrungen und Stauchungen kleiner gelenkiger Verbindungen (z.B. vorderer Brustkorb und Schultergürtel) können als Schadensmelder fungieren.

Diese Schäden entstehen durch die weit verbreiteten, alltagsbedingten und für den Körper ungünstigen einseitigen Bewegungsmuster unseres Alltags. Die überwiegende Zeit des Tages wird in krummer Körperhaltung mit vielen gleichförmigen Bewegungen verbracht. Ausgleichsbewegungen, z. B. in Form von Freizeitaktivitäten finden nicht ausreichend statt.

In einem speziellen Untersuchungsgang, der Funktionsanalyse findet der Brügger-Therapeut den individuellen Schaden des Patienten heraus. Dies erfolgt durch Erfragen der Krankheitsgeschichte und des Alltagsverhalten des Patienten, sowie durch Sicht- und Bewegungsbefund am Patienten. Dann erstellt der Therapeut eine erste Arbeitshypothese an welchem Ort der vermutliche Schaden liegen könnte. Danach erhebt der Therapeut sogenannte Kontrollbefunde, diese entsprechen im wesentlichem den Beschwerden des Patienten ( eingeschränkte oder schmerzhafte Bewegungen). Nun führt der Therapeut gemeinsam mit dem Patienten Übungen durch, die den vermuteten Schaden positiv beeinflussen sollen. Nach jeder Übung überprüfen Patient und Therapeut den Nutzen der Maßnahme. Haben sich die jeweiligen Kontrollbefunde durch die Übung verbessert, so setzt die Therapie für den Patienten an dieser Stelle an. Verschlechtern sich die Kontrollbefunde oder bleiben unverändert, wird in der weiteren Therapie diese Maßnahme ausgespart.

Entsprechend dem Schadenort, der in Funktionsanalyse festgestellt wurde, bekommt der Patient spezifische oder globale Dehnungen, Entlastungsstellungen und/oder Ausgleichsübungen für Zuhause mit.